Gedanken zum G.A.S. - die Maßlosigkeit eines Musikers ;-)
Verfasst: 06.10.2009, 14:47
Hallo Freunde der progressiven Rockmusik,
jeder von uns ist schon mal über den Begriff G.A.S (Gear Aquisition Syndrome, zu deutsch, man will immer neues Equipment haben, die Wünsche und „Bedürfnisse“ nehmen keine Ende) gestolpert. Ehrlich gesagt, denke ich, dass jeder Gitarrist ein wenig oder ein wenig mehr infiziert ist mit dem G.A.S. Zählt man mal zusammen, wie viele Instrumente und Effekte bereits in unserem Besitz waren/sein werden und dann wieder verkauft wurden/werden, kann man sich getrost fragen - nein nicht ob man noch bei Trost ist - sondern ob man denn wirklich weiß was man will und was man erwartet von der Musik, den Instrumenten und Effekten. Vorbei sind die Zeiten in denen ein Gitarrist mit seiner Number One auf die Bühne geht, lediglich eine Backup Gitarre dabei hat und auch sein Pedalboard klein und überschaubar ist (je nach Musikrichtung, bei The Edge oder Petrucci wohl kaum möglich aufgrund der Komplexität der Musik). Was hole ich überhaupt noch aus dem Gegebenen heraus? Wie schnell lasse ich mich blenden, von der Werbung? Vor einigen Tagen fiel mir eine kostenlose Ausgabe der Gitarre & Bass in die Hände. Ich habe sie dann auch einige Tage „studiert“ und eine Feststellung gemacht. Zunächst mal besteht die Zeitung aus ¾ Werbung. Ja genau, rechnet mal selbst nach! Wir bezahlen für ¾ Werbeanzeigen. Stellt euch vor, ihr bestellt euch eure Lieblingspizza beim Italiener, der viertelt sie, 1 Stück echte Pizza, die anderen drei Stücke sind ausgedruckt als Bildchen am PC. „Isse Werbung, aber du bessahle trotzdem, hehe!“ lacht uns Luigi an, dabei…….naja egal….
Zurück zum Thema, wen interessiert es denn im Ernst, wenn uns Steve Vai im G&B Interview steckt, dass er gerade zu Hause sein neues Studio einrichtet und danach die heimische Küche aufbaut *gähn*, wenn auf der rechten Seite des Artikels ein neuer bunter Add von sagen wir mal Dunlop ein hammergeiles Wah Wah von sagen wir mal Zakk Wylde ankündigt und die Features einem ins Auge springen. Das Herz schlägt auf einmal höher und es wird schon schwer den Fokus auf das Interview zu halten und dann ist da auf der nächsten Seite noch die doppelseitige Thomann Anzeige, oder der Werbeflyer vom großen T. der mit der Post kommt. Verdammt, da MUSS doch irgendetwas Günstiges auch für mich dabei sein, irgendetwas brauche ich bestimmt noch und wenn ich im Augenblick selbst nicht weiß was, dann hilft mir der Thomann- oder Storekatalog, oder die G&B sicherlich dabei es heraus zu finden. Und hat man das Objekt der Begierde erspäht, dann geht es ab an den Rechner. In zig Foren und auf uns aller „Liebling“ youtube, gibt es Erfahrungsberichte zu Hauf. Und noch ein Video und noch eines und ein Vergleich und spätestens nach dem dritten Video hat man 24 andere Effekte gesehen, die auch in Frage kommen könnten. Man stelle sich doch bitte mal vor, man kauft jetzt nicht den richtigen Flanger! Na höre mal, nicht dass hinterher noch die Nachbarin anklopft und sagt:“ Du, der Flanger den du hast, der klingt aber nicht wie Eddie van Halens Signature MXR Flanger, den er nie so gespielt hat, also das geht nicht mein Lieber und True Bypass ist der auch nicht!“. Nach einigen Stunden Recherche, übrigens Stunden die man nicht aktiv musiziert hat (und die Gitarre und das Musikmachen sind ja unsere Leidenschaft ), postet man dann in einem Forum die Restfragen zum Objekt der Begierde und bekommt den super Ratschlag:“ Mensch, mach doch Money Back Garantie, lässte dir schön alles kommen und schickst zurück, was du nicht brauchst!“ Nee ist klar, schön den DHL Minivan über hunderte Kilometer durch die Republik geschickt um mal eben beim Wah Wah zwischen einem „Wah-Wah“ oder einem etwas subtileren „Woah-Woah“ zu entscheiden. Aber wie gesagt, man braucht ja immer etwas. Ganz gefährlich auch der Storekatalog auf dem Klo. Über Monate wird er durchblättert, im Geiste werden die wildesten Set Up aufgestellt und so langsam wächst da ein kleiner Quälgeist der z.B. sagt:“ Brauchst du nicht noch ein kleines Set Up für Sessions, oder mal einen günstigen Jack & Denny Bass für die heimischen Aufnahmen?“, oder so ähnlich. Aus Egon Meier, hauptberuflich Bademeister beim städtischen Schwimmbad, und freizeitmäßig Hobbygitarrist in der örtlichen Classic Rock Coverband, wird klammheimlich ein Soundingeneur, ein Konnaisseur des guten Tons, in den Foren der Welt als „Mr Tone Germany No.1“ unterwegs, auch wenn er die meisten Effekte, Instrumente und Amps nie gespielt hat und er sie nur von youtube Clips her kennt. Er weiß über alle Modifikationen bescheid, tut sich aber noch schwer ein C-Moll von einem C-Dur zu unterscheiden, ist was neues Equipment angeht voll auf dem Laufenden, schleppt von der Musikmesse Frankfurt mindestens 25 Kilo Prospekte mit nach Hause und gönnt sich dann irgendwann doch ein Rack vom Ausmaß eines amerikanischen Kühlschrankes. Versteht mich bitte nicht falsch, jedem das Seine, aber ich habe zu viele „Musiker“ erlebt, die sich darüber mockieren, dass ein Hobbygolfer 3000€ für seine Ausrüstung ausgibt, oder sich Herr Müller mitten in seiner Midlifecrisis ein Motorrad für 10000€ kauft. Was will der damit, lautet dann oft die „neidlose“ Frage! Immer schön an die eigene Nase packen und hinterfragen, welche Notwendigkeiten vorhanden sind. Wie ein Freund von mir zu sagen pflegte: „Ein Boris Becker würde Dich auch mit einem LIDL Tennisschläger für 2,98€ so dermaßen auseinanderfleddern, dass du danach nur noch nach Hause möchtest um ins Kissen zu heulen!“ Hört, hört. Im WEIT übertragenen Sinne, möchte ich das mal mit folgender Aussage gleichsetzen: „ Der Ton kommt aus den Fingern“. Ich möchte nicht wissen, wie sich unser einer fühlen würde, wenn uns John Petrucci über unser „Store Session Set Up“ (Squier Strat, Roland Cube 30 Amp) mal kurz gezeigt hat wo der Hammer hängt. Aha, ach so John, dass kann man also mit etwas „Fingerspitzengefühl“ aus so einem Instrument herausholen…und ich hätte mir jetzt fast noch das neue Zoom Gerät gekauft, hätte schwören können dann hätte es ähnlich geklungen *lol*
Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich für mich den Entschluss gefasst mich von einem riesigen Batzen Equipment zu trennen. Was nicht bei drei auf dem Pedalboard war, oder gar länger als ein halbes Jahr nicht angepackt wurde ging ins berühmte Online-Auktionshaus. Ich habe mir sehr lange Gedanken darüber gemacht, warum ich eigentlich Musiker bin, Musik mache, was ich wirklich brauche und wo ich spieltechnisch hin will! Genau, spieltechnisch, das wird zu oft verwechselt mit soundtechnisch. Der Kahlschlag war ein Befreiungsschlag der schon lange überfällig war. Glücklicherweise hatte ich lange vorher schon ein „diszipliniertes“ Kaufverhalten entwickelt und für mich mein Set Up zusammengestellt um meine Soundwünsche adäquat umsetzen zu können. Hier musste ich klare Grenzen ziehen. Fokussieren, Prioritäten setzen. Zuviel Dinge und Stile auf einmal erfordern zu viele Kompromisse. Ich wollte eine Sache und die richtig und ordentlich. Aus der jetzigen Sicht ist es verdammt befreiend. Ein Amp, 3 Effekte (Wah, Zerre, Tremolo), 2 Gitarren (Strat & Paula). Für den einen klappt es so minimalistisch, für den anderen nicht, weil er aufgrund des Anspruches in der Band oder wie auch immer einfach ein viel umfangreicheres Equipment benötigt. Stellt euch mal vor, John Petrucci würde einfach mit dem Kabel in den Amp gehen…wir würden uns innerlich vielleicht aufregen, dass die Nummern nicht so klingen wie auf CD und der ein oder andere Effekt ist beim Meister selbst auch kompositorisches Stilmittel (nein, wir sind nicht alle Composer und das rechtfertigt nicht die Armada an Effekten…).
Die Basis sollte stimmen! Als Musiker kann für uns die Basis immer nur die Musik/das Spielen des Instrumentes selbst sein, in erster Linie.
In diesem Sinne, ich musste das einfach mal schreiben und hoffe natürlich ihr lest mit einem zwinkernden Auge. Hey, nicht so Ernst…..soll doch Spaß machen, oder
Mike
jeder von uns ist schon mal über den Begriff G.A.S (Gear Aquisition Syndrome, zu deutsch, man will immer neues Equipment haben, die Wünsche und „Bedürfnisse“ nehmen keine Ende) gestolpert. Ehrlich gesagt, denke ich, dass jeder Gitarrist ein wenig oder ein wenig mehr infiziert ist mit dem G.A.S. Zählt man mal zusammen, wie viele Instrumente und Effekte bereits in unserem Besitz waren/sein werden und dann wieder verkauft wurden/werden, kann man sich getrost fragen - nein nicht ob man noch bei Trost ist - sondern ob man denn wirklich weiß was man will und was man erwartet von der Musik, den Instrumenten und Effekten. Vorbei sind die Zeiten in denen ein Gitarrist mit seiner Number One auf die Bühne geht, lediglich eine Backup Gitarre dabei hat und auch sein Pedalboard klein und überschaubar ist (je nach Musikrichtung, bei The Edge oder Petrucci wohl kaum möglich aufgrund der Komplexität der Musik). Was hole ich überhaupt noch aus dem Gegebenen heraus? Wie schnell lasse ich mich blenden, von der Werbung? Vor einigen Tagen fiel mir eine kostenlose Ausgabe der Gitarre & Bass in die Hände. Ich habe sie dann auch einige Tage „studiert“ und eine Feststellung gemacht. Zunächst mal besteht die Zeitung aus ¾ Werbung. Ja genau, rechnet mal selbst nach! Wir bezahlen für ¾ Werbeanzeigen. Stellt euch vor, ihr bestellt euch eure Lieblingspizza beim Italiener, der viertelt sie, 1 Stück echte Pizza, die anderen drei Stücke sind ausgedruckt als Bildchen am PC. „Isse Werbung, aber du bessahle trotzdem, hehe!“ lacht uns Luigi an, dabei…….naja egal….
Zurück zum Thema, wen interessiert es denn im Ernst, wenn uns Steve Vai im G&B Interview steckt, dass er gerade zu Hause sein neues Studio einrichtet und danach die heimische Küche aufbaut *gähn*, wenn auf der rechten Seite des Artikels ein neuer bunter Add von sagen wir mal Dunlop ein hammergeiles Wah Wah von sagen wir mal Zakk Wylde ankündigt und die Features einem ins Auge springen. Das Herz schlägt auf einmal höher und es wird schon schwer den Fokus auf das Interview zu halten und dann ist da auf der nächsten Seite noch die doppelseitige Thomann Anzeige, oder der Werbeflyer vom großen T. der mit der Post kommt. Verdammt, da MUSS doch irgendetwas Günstiges auch für mich dabei sein, irgendetwas brauche ich bestimmt noch und wenn ich im Augenblick selbst nicht weiß was, dann hilft mir der Thomann- oder Storekatalog, oder die G&B sicherlich dabei es heraus zu finden. Und hat man das Objekt der Begierde erspäht, dann geht es ab an den Rechner. In zig Foren und auf uns aller „Liebling“ youtube, gibt es Erfahrungsberichte zu Hauf. Und noch ein Video und noch eines und ein Vergleich und spätestens nach dem dritten Video hat man 24 andere Effekte gesehen, die auch in Frage kommen könnten. Man stelle sich doch bitte mal vor, man kauft jetzt nicht den richtigen Flanger! Na höre mal, nicht dass hinterher noch die Nachbarin anklopft und sagt:“ Du, der Flanger den du hast, der klingt aber nicht wie Eddie van Halens Signature MXR Flanger, den er nie so gespielt hat, also das geht nicht mein Lieber und True Bypass ist der auch nicht!“. Nach einigen Stunden Recherche, übrigens Stunden die man nicht aktiv musiziert hat (und die Gitarre und das Musikmachen sind ja unsere Leidenschaft ), postet man dann in einem Forum die Restfragen zum Objekt der Begierde und bekommt den super Ratschlag:“ Mensch, mach doch Money Back Garantie, lässte dir schön alles kommen und schickst zurück, was du nicht brauchst!“ Nee ist klar, schön den DHL Minivan über hunderte Kilometer durch die Republik geschickt um mal eben beim Wah Wah zwischen einem „Wah-Wah“ oder einem etwas subtileren „Woah-Woah“ zu entscheiden. Aber wie gesagt, man braucht ja immer etwas. Ganz gefährlich auch der Storekatalog auf dem Klo. Über Monate wird er durchblättert, im Geiste werden die wildesten Set Up aufgestellt und so langsam wächst da ein kleiner Quälgeist der z.B. sagt:“ Brauchst du nicht noch ein kleines Set Up für Sessions, oder mal einen günstigen Jack & Denny Bass für die heimischen Aufnahmen?“, oder so ähnlich. Aus Egon Meier, hauptberuflich Bademeister beim städtischen Schwimmbad, und freizeitmäßig Hobbygitarrist in der örtlichen Classic Rock Coverband, wird klammheimlich ein Soundingeneur, ein Konnaisseur des guten Tons, in den Foren der Welt als „Mr Tone Germany No.1“ unterwegs, auch wenn er die meisten Effekte, Instrumente und Amps nie gespielt hat und er sie nur von youtube Clips her kennt. Er weiß über alle Modifikationen bescheid, tut sich aber noch schwer ein C-Moll von einem C-Dur zu unterscheiden, ist was neues Equipment angeht voll auf dem Laufenden, schleppt von der Musikmesse Frankfurt mindestens 25 Kilo Prospekte mit nach Hause und gönnt sich dann irgendwann doch ein Rack vom Ausmaß eines amerikanischen Kühlschrankes. Versteht mich bitte nicht falsch, jedem das Seine, aber ich habe zu viele „Musiker“ erlebt, die sich darüber mockieren, dass ein Hobbygolfer 3000€ für seine Ausrüstung ausgibt, oder sich Herr Müller mitten in seiner Midlifecrisis ein Motorrad für 10000€ kauft. Was will der damit, lautet dann oft die „neidlose“ Frage! Immer schön an die eigene Nase packen und hinterfragen, welche Notwendigkeiten vorhanden sind. Wie ein Freund von mir zu sagen pflegte: „Ein Boris Becker würde Dich auch mit einem LIDL Tennisschläger für 2,98€ so dermaßen auseinanderfleddern, dass du danach nur noch nach Hause möchtest um ins Kissen zu heulen!“ Hört, hört. Im WEIT übertragenen Sinne, möchte ich das mal mit folgender Aussage gleichsetzen: „ Der Ton kommt aus den Fingern“. Ich möchte nicht wissen, wie sich unser einer fühlen würde, wenn uns John Petrucci über unser „Store Session Set Up“ (Squier Strat, Roland Cube 30 Amp) mal kurz gezeigt hat wo der Hammer hängt. Aha, ach so John, dass kann man also mit etwas „Fingerspitzengefühl“ aus so einem Instrument herausholen…und ich hätte mir jetzt fast noch das neue Zoom Gerät gekauft, hätte schwören können dann hätte es ähnlich geklungen *lol*
Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich für mich den Entschluss gefasst mich von einem riesigen Batzen Equipment zu trennen. Was nicht bei drei auf dem Pedalboard war, oder gar länger als ein halbes Jahr nicht angepackt wurde ging ins berühmte Online-Auktionshaus. Ich habe mir sehr lange Gedanken darüber gemacht, warum ich eigentlich Musiker bin, Musik mache, was ich wirklich brauche und wo ich spieltechnisch hin will! Genau, spieltechnisch, das wird zu oft verwechselt mit soundtechnisch. Der Kahlschlag war ein Befreiungsschlag der schon lange überfällig war. Glücklicherweise hatte ich lange vorher schon ein „diszipliniertes“ Kaufverhalten entwickelt und für mich mein Set Up zusammengestellt um meine Soundwünsche adäquat umsetzen zu können. Hier musste ich klare Grenzen ziehen. Fokussieren, Prioritäten setzen. Zuviel Dinge und Stile auf einmal erfordern zu viele Kompromisse. Ich wollte eine Sache und die richtig und ordentlich. Aus der jetzigen Sicht ist es verdammt befreiend. Ein Amp, 3 Effekte (Wah, Zerre, Tremolo), 2 Gitarren (Strat & Paula). Für den einen klappt es so minimalistisch, für den anderen nicht, weil er aufgrund des Anspruches in der Band oder wie auch immer einfach ein viel umfangreicheres Equipment benötigt. Stellt euch mal vor, John Petrucci würde einfach mit dem Kabel in den Amp gehen…wir würden uns innerlich vielleicht aufregen, dass die Nummern nicht so klingen wie auf CD und der ein oder andere Effekt ist beim Meister selbst auch kompositorisches Stilmittel (nein, wir sind nicht alle Composer und das rechtfertigt nicht die Armada an Effekten…).
Die Basis sollte stimmen! Als Musiker kann für uns die Basis immer nur die Musik/das Spielen des Instrumentes selbst sein, in erster Linie.
In diesem Sinne, ich musste das einfach mal schreiben und hoffe natürlich ihr lest mit einem zwinkernden Auge. Hey, nicht so Ernst…..soll doch Spaß machen, oder
Mike